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HALLE

FÜR

KUNST

Lüneburg

Frédéric Gies, Adam Linder, Odile Seitz, Christina Wojtasik

Looking for the Dancing. Praxis, Probe, Training

Veranstaltung   26. September 2014 – 30. Oktober 2014

Veranstaltungsreihe mit Beiträgen von Frédéric Gies, Odile Seitz, Kirsten Maar, Sabeth Buchmann, Constanze Ruhm, Adam Linder und Anne Schuh sowie Filmen von Cana Bilir-Meier, Liesa Kovacs, Lisa Kaeppler, Nora Jacobs, Adam Linder, Yvonne Rainer und John Cassavetes.

Orte: Wenn unten nicht anders angegeben in der Halle fuer Kunst. Reichenbachstr. 2, 21335 Lueneburg

Das Format der Probe weckte jüngst kunstwissenschaftliches Interesse: So begreifen etwa die Kunsthistorikerin Sabeth Buchmann und die Künstlerin Constanze Ruhm die Probe als „Arbeit an der Kunst“. Mit der Probe fallen neben Aspekten der Optimierung vor allem auch Momente des Wartens, der Unsicherheit, des Unproduktiven, des Zögerns und des Scheiterns in den Blick, die im „Endprodukt“ zumeist nicht sichtbar jedoch als konstituierendes Moment jeglicher künstlerischer Produktion gelten können. In diesem Sinne erscheint die Probe, so Buchmann und Ruhm, als „geeignetes Anschauungsfeld“ künstlerischer Entscheidungen und Produktionsverfahren sowie deren impliziter „Ambiguität zwischen Verwertungslogik (…) und ihrer Unverfügbarkeit (…)“.

Im Gegensatz zur bildenden Kunst spielen im Tanz neben der Probe auch die Begriffe der Praxis und des Trainings eine Rolle. Diese gerieten insbesondere in den letzten Jahren erneut ins Blickfeld bzw. wurden einer Revision unterzogen. So tritt etwa der Begriff des Trainings heutzutage mehr und mehr hinter jenen der Praxis zurück. Dies zeigt sich etwa dann, wenn Tänzerchoreograf/innen sagen, dass ihre künstlerische Praxis das Schreiben oder das Putzen sei, womit nicht einfach beschrieben wird, was man tut bzw. womit man sich beschäftigt, sondern die Bandbreite an Momenten aufgezeigt werden soll, welche in die eigenen tänzerischen und choreografischen Entscheidungen mit einfließt. Folglich basiert der Begriff der Praxis heute auf einem erweiterten Tanz-, Bewegungs- und Choreografieverständnis. Auch wenn der Begriff des Trainings zugegebenermaßen nicht gänzlich hinter dem der Praxis verschwunden ist und weiterhin eine Rolle spielt, hat sich dieser zunehmend von normierten Formvorstellungen und Bewegungscodes gelöst. Tänzer/innen trainieren nicht mehr zwangsweise vor dem Spiegel und schleifen an der Ausarbeitung und Perfektion ihrer Bewegungen. Dieser Trainingsimperativ ist längst von anderen Praktiken ab- bzw. aufgelöst worden. Beispielsweise fungieren so genannte „Body-Mind“ Praktiken wie Yoga oder Alexander-Technik als Training. Diese Inklusion feldfremder Techniken hat dazu geführt, dass Training heute höchst individualisiert ist: Man trainiert das, was dem Einzelnen gut tut, das, was den individuellen Interessen entspricht. Dementsprechend hat sich auch der Zusammenhang zwischen Training und Bühnenprodukt verkompliziert und ist längst nicht mehr linear zu denken. Die Probe ist für viele Tänzer/innen an die Stelle des Trainings getreten und stellt oftmals den einzigen Zeitpunkt dar, an dem die Tänzer/innen, die später gemeinsam auf der Bühne stehen, aufeinander treffen. Was aber wird geprobt, wenn etwa mit alternativen Bewegungskonzepten gearbeitet wird, die auf die innere, je aktuelle und damit nicht wiederholbare Erfahrung der Einzelnen fokussieren? Und was bedeutet dies wiederum fuer das Format der Probe? Was ist das, was die Praxis von Tänzern/innen und Choreograf/innen heute ausmacht und strukturiert? Wie werden Entscheidungen getroffen und wovon sind sie beeinflusst?

Diesen und anderen Fragen soll in der gemeinsam mit der Tanzwissenschaftlerin Anne Schuh konzipierten und realisierten Veranstaltungsreihe „Looking for the Dancing – Praxis, Probe, Training“ nachgegangen und sich aus verschiedenen Blickrichtungen den Begriffen Praxis, Probe und Training angenähert werden. Wobei zu überprüfen sein wird, ob und wenn ja inwiefern sich diese Begriffe für das Feld der Kunst ebenso wie für das des Tanzes produktiv verhandeln lassen.

 

Veranstaltungen

„Dance (Praticable)“ – Tanzperformance von Frédéric Gies und Odile Seitz
Freitag, 26. September 2014, 19 Uhr

Tanzworkshop mit Christina Wojtasik und Odile Seitz (ab 12 Jahren)
Sonntag, 28. September 2014
13–14 Uhr: „Ballett Basics“ mit Christina Wojtasik
14.30–16 Uhr: „Dance (Praticable)“ mit Odile Seitz
Ort: Ballettschule Wojtasik, Baumstraße 19, 21335 Lüneburg

„praxis, poiesis, techné: Tanz und Arbeit“ – Vortrag von Kirsten Maar
Dienstag, 30. September 2014, 19 Uhr

Filmvorführung
Donnerstag, 09. Oktober 2014
18.30 Uhr: „Nora“ (Cana Bilir-Meier, Liesa Kovacs, Lisa Käppler und Nora Jacobs, 2014)
und „Cult to the Built on What: Opening Credits“ (Adam Linder, 2013)
19 Uhr: „Lives of Performers“ (Yvonne Rainer, 1972)

„Looking for the Dancing. Alternative Bewegungskonzepte im zeitgenössischen Tanz“ – Vortrag von Anne Schuh
Donnerstag, 16. Oktober 2014, 19 Uhr

„Spezifische Proben“ – Adam Linder im Gespraech mit Sabeth Buchmann und Constanze Ruhm
In Kooperation mit dem K3 – Zentrum für Choreographie I Tanzplan Hamburg, Kampnagel
Montag, 20. Oktober, 19.30 Uhr
Ort: K3 – Zentrum für Choreographie, Kampnagel Hamburg, Jarrestraße 20, 22303 Hamburg

Filmvorführung
„Opening Night“ (John Cassavetes, 1977)
Donnerstag, 30. Oktober 2014, 19 Uhr

 

Großzügig gefördert durch das Land Niedersachsen, den Lüneburgischen Landschaftsverband sowie die Hansestadt Lüneburg.
Der Workshop mit Christina Wojtasik und Odile Seitz wird großzügig gefördert durch die VGH-Stiftung.

Besonderer Dank gilt Ludger Niemeyer vom Theater Lüneburg.